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Der Reisende

Autorenbild: Jan SchäfJan Schäf

Der Reisende, fahrend von Ort zu Ort

Wälder in der Dämmerung durchquerend

Kirchtürme erheben sich als Hinweis

jetzt verborgener Himmel aus Tälern

Tunnel, deren Erleuchtung den Reisenden

in einen tranceartigen Zustand versetzen

sind mystisches Surrogat.

Überrascht von der Klarheit

des letzten Aufblühens der Sonne

zwischen glutroten Wolken

als Aufwachen aus einem wirren Traum.

In die Städte fahrend, mit ihren unwürdig

bemalten Häusern, bis zur Unkenntlichkeit

verpackt, als Tempel der Ortlosigkeit.

Sammelcontainer, vor denen sich einst

begehrte Dinge sammeln, darüber Erinnerungen

wie Rauch von schwelenden Feuern.

Die Städte sind kalt geworden

selbst im Sommer, wenn die Disteln

zwischen den Mülleimern blühen.

Der Reisende betritt den nach Waschmittel

riechenden Flur, ein glückseliges Kind

durch die schwere Eingangstür lassend

klingt von irgendwoher ein Lied

das er zu kennen glaubt.

Steigend eine knarrende Treppe hinauf

den Blumenstrauß in seiner Hand

fällt Regen auf ausgedörrte Gefühle

verwandelt alles in Schlamm.

Schlamm auch in seinem Kopf, versucht

er sich zu erinnern. Wie war doch

der Name des Liedes, das er einst kannte?


(2025)

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