An einem Sommerabend, an einem Fluss
Stand eine Weide, so ganz in ihrem Trauerkleide
Flüstert sie dem Strom: Wer bin ich schon?
Der Fluss sagt ihr, ach, du bist hier
Sieh nur mein Leben an, ich bin mal da
ich bin mal dort, nie hab’ ich einen festen Ort
Wie du, würde ich gern innehalten, mich
An einem Platz entfalten, der Freude Dinge
Anzusehen, in ihrem Wachsen und Bestehen
Du trauerst, ja, doch das ist schön, denn du
Siehst Dinge, die vergehen. Denn was ist schöner
Als das Werden, Wuchern und Verwehen
Ich sehe nur den Augenblick, schnell ist er da
Schon blicke ich zurück. Die Neugier darauf
Was noch werden wird, fließt mit mir fort
Zu immer neuem. Niemals weiß ich, ist es ein Glück
Ist es Bereuen? - Die Weide senkt darauf die Blätter
In den Fluss. Sie gibt dem Wasser einen Kuss
(2024)
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