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Die Trauerweide

  • Autorenbild: Jan Schäf
    Jan Schäf
  • 29. Feb. 2024
  • 1 Min. Lesezeit

An einem Sommerabend, an einem Fluss

Stand eine Weide, so ganz in ihrem Trauerkleide

Flüstert sie dem Strom: Wer bin ich schon?


Der Fluss sagt ihr, ach, du bist hier

Sieh nur mein Leben an, ich bin mal da

ich bin mal dort, nie hab’ ich einen festen Ort


Wie du, würde ich gern innehalten, mich

An einem Platz entfalten, der Freude Dinge

Anzusehen, in ihrem Wachsen und Bestehen


Du trauerst, ja, doch das ist schön, denn du

Siehst Dinge, die vergehen. Denn was ist schöner

Als das Werden, Wuchern und Verwehen


Ich sehe nur den Augenblick, schnell ist er da

Schon blicke ich zurück. Die Neugier darauf

Was noch werden wird, fließt mit mir fort


Zu immer neuem. Niemals weiß ich, ist es ein Glück

Ist es Bereuen? - Die Weide senkt darauf die Blätter

In den Fluss. Sie gibt dem Wasser einen Kuss


(2024)

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