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Lied des Neuseins

Autorenbild: Jan SchäfJan Schäf

In einem Zeitenbrunnen, hinabgestiegen in den Dämmerschein, fand ich an einen Stab gebunden, den alten Lebensschrein.


Ich nahm ihn mit aufs Zimmer, dort öffnete ich kleine Türen, herausdrang ein goldner Schimmer, es schien in eine andere Welt zu führen.


Ich weiß nicht, wie es möglich war, doch trat ich dort hinein, da wurde ich dem Land gewahr, das lag in diesem Schrein.


Das Land nahm mich in seiner Weise in sich auf, ich wurde Luft, wurde Erde, ich wurde Feuer, wurde Rauch.


Ich wurde Wasser, floss in Flüssen und in Seen, kam als Strand zurück zur Erde, kam als Kontinent nach tausend Jahren Drift zum Stehen.


Da trat ich wieder in den Kreis aus Leben, wurde nochmals Fleisch und Blut, denn alle Jahre sind vergeben, in Gottes gut geplanter Flut.


Vergangen sind mir alle Zeiten, vergangen Räume, vergangen auch, die Wächter alter Zäune, stand ich ganz nackt vor diesem Brunnen und stieg hinab: Das Lied des Neuseins, hab’ ich mir dabei vorgesungen.


(2024)

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